Seminar Camp

Weiterentwicklung, Verantwortung übernehmen

Das Seminar-Camp ist ein Camp-basiertes Programm für 16–17-jährige Jugendliche aus der ganzen Welt. Gemeinsam mit einem internationalen Betreuerteam wird der Alltag drei Wochen lang gestaltet und gelebt. Die offizielle Camp-Sprache ist Englisch.

Welches Ziel verfolgt ein Seminar Camp?

Jedes Seminar Camp hat ein übergeordnetes Thema, an dem sich die Programm-Aktivitäten orientieren. Diese sind so ausgerichtet, dass sich die Teilnehmer:innen in Diskussionen oder spielerischen Aktivitäten austauschen. Dabei ermöglichen unterschiedliche kulturelle Hintergründe viele neue Erfahrungen.

Bei einem Seminar Camp reisen die Teilnehmer:innen alleine an, planen eigenständig die Aktivitäten und lernen sich als Gruppe zu organisieren. Auch gekocht wird von den Jugendlichen selbst. So hat jeder die Möglichkeit, sich in Führungsrollen auszuprobieren und seine persönlichen Fähigkeiten zur Problemlösung anzuwenden und zu üben, um diese dann in den Alltag übernehmen zu können. Natürlich werden die Teilnehmer:innen vor Ort noch von einem Team erwachsener Betreuer:innen unterstützt. 

Wie ist ein Seminar Camp aufgebaut?

Seminar-Camps finden überwiegend während der Ferien statt. Während der drei Wochen leben die 24–30 Teilnehmer:innen und das internationale Betreuerteam auf der ‚Campsite‘, zumeist ist das eine Schule oder Gruppenhaus. Die Betreuer:innen gestalten die ersten Tage des Camps und übernehmen dann unterstützende und moderierende Funktionen.

Wie bereiten wir dich auf dein Camp vor?

Alle Teilnehmer werden in einer dreitägigen nationalen Schulung im Heimatland vorbereitet. Zum Zeitpunkt der Abreise bist du schon gut mit den Zielen von CISV vertraut.

Musst du gut Englisch sprechen können?

Gute Englischkenntnisse sind hilfreich aber viele Aktivitäten kommen ohne Worte aus. Deine Englischkenntnisse verbessern sich während der Zeit im Camp ‚ganz nebenbei‘.

Inwiefern sind die Eltern involviert?

Die Eltern unterstützen die Jugendlichen bei der An- und Abreiseplanung.

CISV arbeitet ehrenamtlich. Elternarbeit ist also auch notwendig. So kann man sich bei der Durchführung eines CISV-Programmes im eigenen Chapter engagieren, etwa durch die Aufnahme von Kindern während der Familienwochenenden, bei der Organisation oder durch Fahrdienste bei An- und Abreisen.

 

Wie funktioniert die Anmeldung?

Die Anmeldung zu unseren Programmen läuft über unsere Ortsvereine. Genauere Infos findest du auf den entsprechenden Unterseiten:

 
  • Eine Gruppe von Teilnehmern in einem Seminar Camp
    Seminar Camp, Darmstadt

    „Ein Seminar ist DIE Erfahrung, das musst du machen!!“. Das ist in etwa der Kanon, den ich seit meinem Start im CISV 2019 gehört habe. Und nun, 2023, war es dann auch soweit. Im Januar habe ich die Mail bekommen, die wohl auch einige andere bekommen haben und sich wahrscheinlich genauso gefreut haben wie ich. Ich kann ins Seminar nach Darmstadt fahren!

    Über die nächsten Monate habe ich dann das getan, was man als Seminar-Participant so macht: Zum nationalen Trainingswochenende gehen und dort viele andere tolle Menschen treffen, die eben jene Mail auch bekommen haben, eine Deutschlandflagge kaufen, viel zu spät die Reise buchen und, das vor allem, unter den Followern der Instagramaccounts der teilnehmenden NAs nach Menschen zu suchen, deren Namen man von MyCISV kennt, um sie dann fragend anzuschreiben, ob man nicht zufällig in das gleiche Camp fährt. So baute sich dann nach und nach die Whatsappgruppe auf. Also wirklich, kein Stück übertrieben.

    Als dann zumindest ein Großteil der Teilnehmenden in einem Chat versammelt war, konnte die Vorbereitung in die nächste Phase gehen. Nach etwa 7 Vorstellungsrunden, weil immer noch irgendjemand neu in die Gruppe dazu kam, konnten wir dann tatsächlich über das reden, was wirklich wichtig war: Das Camp. Wir haben uns im Endeffekt darauf geeinigt, wer Aktivitäten, Kochrezepte, Snacks, Merch oder andere Dinge aus seinem Land mitnehmen kann, solle dies bitte tun. „We‘ll figure everything out once we get there“ war das Motto. Ich war sogar kurz davor, meinen Bass inklusive Kabel und Verstärker einzupacken, bis mich meine Eltern (sinnvollerweise) daran erinnerten, dass ich mit einem ICE anreise und keinesfalls mit einem Güterzug. Also gut.

    Mit meinem Raumwunder von einem Rucksack machte ich mich dann aus Kiel auf den weiten Weg nach Darmstadt.

    In der Campsite angekommen, stellten sich ganz schnell zwei Dinge heraus: Erstens sah die Campsite unglaublich aus. Ein großes Glasdach überspannte die Dining Hall, in der in einigen Ecken kleine Bäume standen und am Kopfende eine kleine Bühne, also nicht nur im übertragenen Sinne der perfekte Schauplatz für die nächsten drei Wochen. Zweitens, und das war das wichtigste, war die Atmosphäre sofort „chill like that“. „Chill like that“ wurde durch Giannis aus Griechenland eingeführt, verselbstständigte sich im Laufe des Camps - und wurde sogar fast zum Campmotto gewählt. Diese Phrase beschreibt die Stimmung im Camp aber wirklich sehr gut: Von Tag 1 haben sich alle blendend verstanden. Gezeigt hat sich das vor allem dadurch, auf was für Ideen 30 Jugendliche kommen können, wenn man ihnen nur die Zeit lässt. Ryan aus Kanada, Kasparas aus Litauen und Giulio aus Italien bauten sich aus den primitivsten Mitteln ein kleines Fitnessstudio, während einige andere sämtliche verfügbaren Plastikbecher zu einer riesigen Pyramide aufstapelten, damit einer der Portugiesen, Henry, hindurchlaufen kann und alles einstürzt. Der Abwasch hat sich gelohnt, da waren wir uns einig.

    Apropos einig: Camp Meetings. Für alle, die nicht wissen, was das ist: Eine Art Klassenrat mit allen Teilnehmenden, in der der Schedule, Essenspläne, Ausflüge und andere Dinge besprochen werden. Der einzige Haken an der Sache ist, dass mit dem Beginn eines jeden Meetings die Gesprächsregeln kollektiv vergessen wurden und es darin endete, dass Georgette aus den Niederlanden und ich daran verzweifelten, irgendwie doch etwas Ordnung einkehren zu lassen. Im Endeffekt hat dann aber doch immer alles geklappt. Das Essen schmeckte -überraschenderweise- immer echt gut und auch der Schedule wurde mit einer dauerhaften Verspätung von 10-20 Minuten eingehalten, hatte also auch eine gewisse Regelmäßigkeit.

    Das einzige, was wirklich hätte besser laufen können, ist die Planung der Aktivitäten. Es passierte ein bisschen zu oft, dass Activitytimes spontan in Planungszeiten umfunktioniert wurden, einfach weil niemand etwas vorbereitet hatte. Das hat aber die insgesamte Stimmung im Camp nicht verschlechtert, im Gegenteil: Wir hatten eine Vorliebe für den Typ Aktivität, in dem man als Gruppe einen Sketch erarbeiten oder ein fiktives Produkt vorstellen muss - Von einer Fastfashionkette über Cookies auf Websiten bis zu einer unglaublich entstellten Version der kleinen Meerjungfrau war so ziemlich alles dabei.

    Neben den Activities gab es natürlich noch andere Highlights. Der Open Day zählt auf jeden Fall mindestens genauso dazu wie die Excursions ins Schwimmband und zum Museum „Dialog im Dunkeln“ mit anschließender Shoppingtour in Frankfurt. Das Museum hat uns allen ironischerweise die Augen geöffnet, wie es ist, als blinde Person die Welt zu erleben. Alleine Straßenüberquerungen in einer der nachgestellten Alltagssituationen haben uns allen eine Lektion erteilt, besonders mir, als ich plötzlich in der Mitte der Straße einen Kühlergrill an meinem Schienbein gespürt habe. Ich war also etwas vom Kurs abgekommen, im Endeffekt haben es dann aber doch alle an den Endpunkt der Tour geschafft - eine ebenfalls komplett dunkle Bar, in der wir kurz die letzte Stunde reflektieren konnten.

    Insgesamt gibt es so unglaublich viele Erfahrungen und Emotionen, die ich mit diesem Camp verbinde. Sei es die Galanight, die Lullabies, Planungszeiten oder Buddygroups mit dem besten Staffteam, was man sich vorstellen kann ich kann nichts davon auch nur ansatzweise in Worte fassen. Ich hoffe trotzdem, dass die Dinge, die ich beschrieben habe, einen brauchbaren Teil davon zusammenfassen. Rückblickend kann ich also nur denjenigen zustimmen, die mir den anfänglichen Satz eingeprägt haben: „Ein Seminar ist DIE Erfahrung, das musst du machen!!“
    Anton, Teilnehmer
  • Gruppenfoto aus dem Darmstädter Seminar Camp
    Seminar Camp, Darmstadt

    Jugendliche aus 14 Ländern, die freiwillig drei Wochen ihrer Sommerferien in einer Darmstädter Schule verbringen, selber kochen und putzen müssen?

    Die ersten paar Tage waren noch von uns Staffs geplant, sodass die Jugendlichen noch die Zeit nutzen konnten ihre ersten Aktivitäten vorzubereiten und Rezepte zu überlegen, vor allem aber um einen eigenen Tagesplan, eigene Regeln und die Aufteilung der Aufgaben (z.B. Kochen) festzulegen. Ab Tag drei konnten wir dann das Ruder übergeben.

    Es haben sich jeweils kleine Gruppen gebilded in der jeweils eine Person gut kochen kann die entsprechend immer die Küchenkoordination an einem Tag übernommen hat. Die Besonderheit dabei: Das Chapter hat uns sehr viele Essensspenden organisiert, somit musste bei der Essensplanung mit einbezogen werden was bereits da ist, was noch dazu gekauft werden muss, und was schnell gegessen werden muss. Ein oder zwei von uns Staffs haben beim Kochen natürlich dennoch immer unterstützt, aber wir haben die drei Wochen erstaunlich gut gegessen.

    Natürlich hat sich aber nicht alles ums Essen gedreht. Wir hatten unter anderem Aktivitäten zu Stereotypen, Privilegien, Greenwashing und Fast Fashion aber auch viel Spaß beim Filmeabend, Karaoke und einer Fashion Show.

    Um mal aus dem Camp rauszukommen haben wir gleich mehrfach die Chance genutzt zum nahegelegenen Eiscafé zu laufen. Zudem war ein Ausflug ins Schwimmbad und nach Frankfurt möglich. In Frankfurt ging es uns nicht nur ums Shopping, sondern vor allem um die Führung durch das Dialogmuseum, einem Museum in dem man 60 Minuten in den Alltag einer blinden Person eintauchen kann. In mehreren Räumen erklärt ein Guide wie man sich mit nur einem Blindenstock ausgestattet in seiner Umgebung zurechtfindet. Diese Erfahrung kam bei allen super an und wurde abends natürlich noch ausgiebig reflektiert. Bevor es aber zurück zum Camp ging, sind wir gemeinsam noch zum Römer, durch die neue Altstadt und zum Eisernen Steg gelaufen.

    Vor allem bei unserer Gala Night wurde unsere relativ kleine Küche dann doch noch einmal zu einer Herausforderung: Ein drei Gänge Menü für 35 Personen mit relativ wenig Vorbereitungszeit. Dank sehr viel Einsatz in der Küche und paralleler Vorbereitung der Speisehalle und Tanzfläche hat allerdings alles super geklappt.

    Zwei persönliche Highlights von mir waren noch die Snacks aus jedem Land die für den Open Day vorbereitet wurden – es gab niederländische Poffertjes, tschechischen Lebkuchen, fanzösische Créps, griechischen Salat und vieles mehr – und unsere selbstgemachten Campshirts. Per Siebdruck bedruckt habe ich T-shirts zwar schon oft, hier sind wir allerdings noch einen Schritt weiter gegangen und haben diese vor dem Bedrucken noch selbst eingefärbt – so ist jedes T-shirt ein echtes Unikat. Und Geld gespaart haben wir dadurch auch noch um hochwertigere und nachhaltig produzierte Textilien kaufen zu können.

    Alles in allem war es eine tolle Zeit und ich bin mir sicher, dass jeder etwas für sich hat mitnehmen können.
    Maik, Staff
  • Gruppenfoto aus einem Seminar Camp
    Seminar Camp, Niederlande

    Ich bin für mein Seminar Camp in die Niederlande gefahren – schon Wochen davor war die Aufregung und Vorfreude darauf riesig groß! Zumal beschäftigt sich das Seminar Camp auch mit anspruchsvollen Themen. Wie zum Beispiel, Verantwortung zu übernehmen, Dinge zu organisieren und zu planen, und sogar selbst zu kochen! Wir hatten also ganz viel Freiheit, aber dafür umso mehr Verantwortung, damit unser Camp eine mega Erfahrung für alle wäre, aus der wir vieles mitnehmen können. Ein Teil des Camps war auch, dass wir am ersten Tag unser Handy abgenommen bekommen haben. Erstmal war das ziemlich ungewohnt, aber ich habe das Gefühl, dass dadurch die Produktivität stark gestiegen ist und dass auch jeder viel präsenter war, wodurch die Zeit dort so viel intensiver und schöner war. Nach Ankunft im Camp habe ich mich eigentlich direkt wohl gefühlt und mich auf drei Wochen weg von Zuhause mit ganz tollen Menschen gefreut!

    Corona war die ersten Tage ein Thema – wir konnten uns nur in kleineren Gruppen kennenlernen ‒ aber nach fünf Tagen und einem negativen Coronatest war Corona komplett vergessen.

    Schon in den ersten Tagen haben wir uns alle zusammengesetzt und ein Campmeeting abgehalten. Dabei haben wir jegliche Gruppen fürs Kochen, Putzen und Activity planen eingeteilt. Diese Meetings konnten auch mal bis zu 2:30 Stunden dauern, waren also immer ein Stück Arbeit. Dabei ging es vor allem darum, jedem eine Stimme zu geben und einen respektvollen Umgang miteinander zu pflegen. Diese verliefen auch meist ziemlich harmonisch, wobei es natürlich auch zu kleinen Konfrontationen kam, die aber offen und ehrlich kommuniziert und geklärt wurden. Bei Problemen oder Fragen waren unsere Staffs immer für uns da und haben uns, wann immer wir es brauchten, unterstützt. Was dabei so schön war, dass sie einerseits unsere Aufsichtspersonen waren, aber andererseits auch Freunde, mit denen wir über alles reden konnten.

    Die Themen unserer geplanten Activities waren sowohl Spaß, als auch politische und kulturelle Probleme und Vorurteile, aber auch tiefsinnige, emotionale Themen. Dabei ging es vor allem darum, über diese Themen zu sprechen und sensibel damit umzugehen, damit sich jeder wohlfühlt. Denn alle kamen aus komplett unterschiedlichen Kulturen mit anderen Sitten und Lebensgeschichten. Diese Activities waren richtig schön und haben zu einer sehr guten Gruppendynamik und zu einer intimen, vertrauensvollen Beziehung zueinander geführt.

    Einige von uns haben sich schon einen Monat später für ein Wochenende in München wieder getroffen.

    Ich bin so dankbar für die tollen Erfahrungen, die ich dort gesammelt habe und vor allem für die Menschen, die ich dort kennengelernt habe – ganz viel Liebe an dieser Stelle!
    Philine, Teilnehmerin